Wie bekannt bilden die von der Mutterpflanze getrennten and vor das zu schnelle Trocknen geschutzten Blatter von Bryophyllum calycinum leicht regenerierende Knospen an den Inzisionen des Blattrandes. Falls solch ein Blatt allmahlich welkt, pflegt die von den Knospen entfernt liegende Gewebepartie des Mutterblattes zuerst zu verblassen and welk zu werden. Diese makroskopisch zu beobachtende Veranderung des Blattgewebes ist innerlich von einer Veranderung der Verteilung sowohl des Wasser-als auch des Trockensubstanzgehaltes im Gewebe begleitet, wie es durch eine quantitative Bestimmung nachweisbar ist. Aber hier ist es dringend notig, dass man eine rationelle Methode zum Nachweis anwendet, weil sonst ein falsches Ergebnis nicht zu vermeiden ist. Es wurde hierbei nachgew i e sen, dass die sog. Pulvermethode, wie erwartet, einen guten Dienst dabei leistet. Nainlich nach unseren Ergebnissen, gewonnen mittels dieser Methode, war der Gehalt des Gewebes an Wasser and Trockensubstanz, welche letztere durch das sog. spezifische Pulvergewicht des Gewebes beurteilt wurde, am grosten in den Knospen, am kleinsten in der die Knospen nicht tragenden Partie des Mutterblattes and mittelgross in der die Knospen tragenden Partie desselben ; es war einerlei, ob das Versuchsmaterial auf einen Tisch oder auf einen feuchten Sandboden gelegt waren, and es war auch gleichgultig, ob die Knospen naturlich oder ki nstlich durch Operation teilweise oder einseitig auf dem Mutterblatt gebildet waren. Diese Ergebnisse bedeuten naturlich nichts anderes, als dass Wasser and die Nahrsubstanz, falls die regenerierenden Knospen auf einem Blatt sich entwickeln, nach den Knospen im Muttergewebe zuwandern. In diesem Falle ist die Wanderung des Wassers aller Wahrscheinlichkeit nach durch das vorhandene Gehaltsgefalle des wassersaugenden Materials im Gewebe bedingt. Dieses Gehaltsgefalle scheint sich nach unseren Ergebnissen mit der Differenz des Trockensubstanzgehaltes oder des sog. spezifischen Pulvergewichtes ausdriiken zu lassen. Daher muss das spezifische Pulvergewicht des Gewebes mit dem Wassergehalt in inniger Beziehung stehen ; and zwar wurde, wie erwartet, nachgewiesen, dass ein lineares Verhaltnis zwischen den beiden vorhanden ist. Bei der Untersuchung der die Veranderung der Verteilung des Wasserund Trockensubstanzgehaltes im Pflanzengewebe, welche durch eine innere Verschiebung des gewebephysiologischen Verhaltnisses verursacht ist, kann man daher mittels der Pulvermethode ein sehr rationelles Ergebnis erzielen, was mittels anderer ublicher Methoden schwer oder nur fehlerhaft zu erreichen ist.