概要 |
„Ein unübersichtliches Werk“, so Kurzke, ist der von Thomas Mann während des ersten Weltkrieg verfasste Essay „Betrachtungen eines Unpolitischen (1918)“. Aber ein erkennbares Motiv lässt sich doch auf...weisen: Hans Pfitzners Opernstück „Palestrina (1917)“, dessen Aufführungen Thomas Mann wiederholt besuchte, trieb den Autor an, in seinen schon seit Langem stockenden Betrachtungen erneut vorzurücken. Der Opernheld Palestrina schien Thomas Mann sein ideales Künstlertum verkörpern, auf den er seinen unpolitischen Ästhetizismus gründete. Wie ausschlaggebend Thomas Manns Begegnung mit „Palestrina“ am 12. Juni 1917 für die Entstehung dieser Betrachtungen ist, beweist die Chronologie. Die ersten Kapitel sind schon im Winter 1915 entstanden. Danach hat er in einem Zeitraum von 18 Monaten nur ein Drittel des Werkes geschrieben, und zwar bis Anfang Juni 1917. Aber ab Mitte Juni kommt die Produktion plötzlich wieder in Gang. In nur zwei Wochen entsteht eine enthusiastische Kritik über „Palestrina“, die das neunte Kapitel „Von der Tugend“ bildet. Bis zur Vollendung des Manuskripts im März 1918 schreibt Mann in 9 Monaten 6 Kapitel und überarbeitet auch die vorher geschriebenen Teile beträchtlich. Da dieses Stück Thomas Mann „Trost und Wohltat vollkommener Sympathie“ gewährt, ihn „positiv“ stimmt und „von der Polemik“ erlöst (S. 407), ist er wieder genug bei Kräften, um seine Betrachtungen zur Vollendung zu bringen. Darüber hinaus hebt sich die Wichtigkeit des Opernstücks dadurch hervor, dass die „Palestrina“ - Passage und die „Vorrede“ etliche Einsichten gemein haben, die sich zudem noch im Ausdruck gleichen. Es geht darin ums Künstlertum des Helden Palestrinas, und dieses identifiziert Thomas Mann mit seinem eigenen. Seine Ansichten darüber gibt er mit fast gleichen Worten in der Vorrede wieder, die er am Ende des Entstehungsprozesses (im Frühjahr 1918) nachträglich geschrieben hat und in der alle wichtigen Motive des Werks zusammengefasst sind. Palestrina wird darin als eine zwiespältige Figur zwischen einer vorhergegangenen und einer heranbrechenden Epoche dargestellt. Und indem er als letzter die alte Epoche beendet, wird er als ihr lobenswürdiger Vollender anerkannt. Der Letzte und der Vollender - das ist eine der besten Ideen für Thomas Mann, der zwischen der deutschen Tradition und dem Fortschritt mit neuen Werten hin und her schwankt.続きを見る
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