概要 |
In Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten wird zum ersten Mal in der deutschen Literaturgeschichte die Rahmenerzählung in das Genre des Romans eingeführt. Während beide Formen, für sich genom...men, nicht neu sind, hat ihre Zusammenführung bei Goethe durchaus experimentellen Charakter. Insgesamt sind sieben Erzählungen in die Unterhaltungen eingeschoben. Während die ersten fünf davon auf Vorlagen beruhen, stammen die letzten beiden vollständig von Goethe selbst. Die erzählten Geschichten sind durchgehend Novellen, deren genaue Form in Deutschland damals allerdings noch nicht festgestand und auch bis heute noch sehr unterschiedlich aufgefasst und definiert wird. In den Unterhaltungen selbst wird das Wort „Novelle“ zwar niemals benutzt, aber die handelnden Personen weisen doch implizit auf Goethes damaligen Novellenbegriff hin. Die ersten fünf Geschichten, die von Goethe nach Vorlagen ausgearbeitet wurden, enthalten Elemente, die den Einfluss älterer, zu Goethes Zeit schon als ‚klassisch‘ geltender Literatur, erkennen lassen. Aber die sechste Erzählung formt nicht nur die traditionellen Elemente um; vielmehr wird von der handelnden Person, die sie fordert, direkt nach einer moralischen und „einheimischen“ Geschichte, einem „Familiengemälde“, verlangt. Daraufhin erzählt der Alte die sechste Geschichte. Dabei hält er „eine genaue Darstellung dessen was in den Gemütern vorging“ für wichtig, weil seine Erzählung nur dadurch neu und interessant werden dürfte, obwohl die moralischen Geschichten ansonsten immer ähnlich zu sein scheinen. Man könnte sagen, dass Goethe mit der sechsten Geschichte auf die Frage antwortet, wie man in Deutschland die Form der Novelle, die in Italien schon durch Boccaccio etabliert war, entwickeln könnte. Wie schon erwähnt, verfügt Goethe nämlich über seinen eigenen, speziellen Novellenbegriff. Die siebte, ebenfalls eigenständige Geschichte, die ungefähr ein Drittel der Unterhaltungen ausmacht, ist die einzige mit einem eigenen Titel: Das Märchen. Anscheinend widerspricht sie dem Experiment Goethes, wie es oben beschrieben wurde, weil Das Märchen weder eine „moralische“ noch „einheimische“ Geschichte ist. Vielmehr werden in ihr die in den vorherigen Erzählungen vertretenen Ansichten und Weltanschauungen auf eine irritierende Weise unterlaufen. Es entspricht allerdings ganz dem Goetheschen ‚Experiment‘, durch die Rahmenstruktur im Roman solch eine Wirkung zu erzeugen.続きを見る
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